ÜBER DIE RUHRBRÜCKE

Die aus dem Jahr 1875 stammende, aus elf gemauerten Rundbögen gebildete Hattinger Ruhrbrücke musste für die Aufnahme des Straßenbahngleises und für die Aufstellung der Oberleitungsmasten ertüchtigt werden.

PROVISORISCHE ENDSTELLE IN WINZ

Das Gleis der Straßenbahn wurde im Bereich der Brücke auf der linken, östlichen Seite verlegt. Nach rund 250 Metern erreichte die Straßenbahn ihre vorläufige Endstelle vor dem dem Wirtz´schen Wirtshaus an der Grenze zwischen der Gemeinde Winz und der Stadt Hattingen. Hier behinderten einstweilen noch der niveaugleiche Übergang des Anschlussgleises des Mühlenbetriebes von Gottlieb und Heinrich Birschel als auch die noch im Bau befindliche Straßenbrücke über die Gleise der Ruhrtalbahn die Weiterführung der Straßenbahn nach Hattingen.

Im Hinblick auf die beabsichtigte Verlängerung über die Bahnhofstraße wurde die Endstelle in Winz nur als Stumpfgleis angelegt. Das Personal der Straßenbahn hatte deshalb dort nur recht wenig Zeit, um sich auf die Rückfahrt nach Bochum vorzubereiten.

Zeitgleich mit dem Bau der Straßenbahn errichtete die seit 1861 industriell geführte Mühle einen imposanten Neubau, der 1902 in Betrieb genommen wurde. Zwei Jahre später wurde das Ensemble um ein Getreidesilo ergänzt. Nach der 1955 erfolgten Betriebseinstellung wurden die Gebäude unterschiedlich genutzt. Heute beherbergen sie eine Seniorenresidenz.

Das nachfolgende, vermutlich unmittelbar vor dem Ersten Weltkrieg entstandene Postkartenmotiv zeigt einen nach Bochum fahrenden Straßenbahnwagen vor der Kulisse der Kornmühle. Die erste Endstelle befand sich im Bereich der vor der Mühle liegenden Baumreihe auf der linken Straßenseite (Unbekannter Postkartenverlag – Sammlung Wilfried Ruthmann – Sammlung Heimatverein Hattingen).


ENTREE UND VISITENKARTE

Für Hattingen war die Ruhrbrücke Entrée und Visitenkarte. Dies wird insbesondere auf den zahlreichen Postkarten deutlich, die über die Jahre von der Brücke produziert wurden. Auch die Herausgeber der in den 1920er-Jahren beliebten Leporello-Karten des Ruhrtals widmeten ein Motiv in aller Regel der Hattinger Brücke. Deshalb sollte die Ertüchtigung der Brücke möglichst unter Beibehaltung des architektonischen Gesamteindrucks des Bauwerkes geschehen.

Eine Auswahl der von der Hattinger Ruhrbrücke angebotenen Postkarten finden Sie im Slider am Ende des Kapitels. Das Beitragsbild zeigte eine der bekanntesten Panoramen der Stadt. Im Vordergrund sehen wir die Ruhrbrücke. Aufgenommen wurde das Motiv vom Winzer Berg (Verlag Cramers Kunstanstalt, Dortmund – Sammlung Ludwig Schönefeld).

UMBAU UND ERSATZ

1937 wurden die gemauerten Rundbögen abgetragen. Die Pfeiler wurden verstärkt und erhöht, um einen neuen Stahlträger-Überbau aufzunehmen.

In der Nachkriegszeit entwickelte sich die weiterhin recht schmale Brücke zunehmend zum Verkehrshindernis. Ende der 1990er-Jahre wurde deshalb ein Neubau beschlossen.

Die neue Ruhr-Überbrückung besteht aus zwei Hohlkastenträgern, von denen der östliche die Bundesstraße 51 aufnimmt. Der westliche Brückenträger ist allein der Straßenbahn vorbehalten.

Während der Bauarbeiten (1998 bis 2002) wurde der Verkehr weiterhin über die alte Brücke geführt. Im August / September 2002 wurde sie abgetragen.

  • Die Ruhrbrücke war für Hattingen Entrée und Visitenkarte. Auch für diese Leporello-Karte von 1924.
    Postkarte ohne Verlagsangabe - Sammlung Ludwig Schönefeld