GOLDENE FÜNFZIGER

In den 1950er-Jahren entwickelte sich die „8“ wie bereits in den 1930er-Jahren zum Laufsteg für die jeweils modernsten Fahrzeuge der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG. So wurden die unter Nutzung von Fahrgestellen kriegsbeschädigter Trieb- und Beiwagen hergestellten „Aufbauwagen“ 1951 um eine Serie gänzlich neu gebauter Fahrzeuge ergänzt.

Wie die Aufbauwagen entsprachen die neuen Fahrzeuge den Empfehlungen des Verbandes Öffentlicher Verkehrsbetriebe (VÖV). Deshalb die Bezeichnung „Verbands“-Wagen. Anfangs ähnelten die Fahrzeuge äusserlich noch den „Aufbauwagen“. Sie hatten jedoch neue Fahrwerke, neue Motore und neue Fahrschalter. Die 1951 von der Waggonfabrik Credé in Kassel an die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG gelieferten Triebwagen 181 bis 184 wurden bereits mit einem leicht abgewandelten Wagenkasten mit schräg gestellter Frontscheibe ausgeliefert. Diese Variante wurde als „Verbandstyp II“ bezeichnet. 1952 folgten die passenden Beiwagen 337 bis 340.

Ein fünfter Triebwagen mit der Nummer 185 kam 1951 von der Waggonfabrik Uerdingen. Für ihn baute die Hauptwerkstatt in Weitmar 1954 den Beiwagen 384 unter Verwendung eines vorhandenen Fahrgestells.

Die Beiwagen konnten in Hattingen bis zur Ausweiche Welper mitgeführt werden. Auf dem letzten Streckenstück bis zur Endstelle am Blankensteiner Markt gab es keine weitere Umsetzmöglichkeit.

Das am 23. Juni 1956 von Dieter Höltge aufgenommene Beitragsbild entstand am Herner Bahnhof. Triebwagen 182 macht sich mit dem etwas moderneren Eigenbau-Beiwagen 384 auf den Weg nach Blankenstein.

ABLÖSUNG DURCH GELENKTRIEBWAGEN

Bis zur Auslieferung der ersten Gelenk-Zweirichtungswagen des Typs „Bochum“ im Jahr 1957 waren die „Verbandswagen das modernste Fahrzeugmaterial auf der „8“. Nachdem im Laufe des Jahres 1957 die gesamte Linie auf Zweirichtungswagen umgestellt werden konnte, wurden die Aufbauwagen auf die Linie 5 (Bochum – Stiepel) und die Verbandswagen auf die Linie 7 (Bochum – Gerthe – Castrop) versetzt.

Ab Mitte der 1960er-Jahre sah man die Verbandstriebwagen dann wieder vereinzelt als Einsatzwagen zwischen Bochum und der Henrichshütte, 1974 wechselten sie als Arbeitswagen in den Bestand des Bauhofes in Bochum-Hamme.

BESONDERE MOMENTE

Fotografiert wurde in den 1950er-Jahren nur selten. Zumeist waren es besondere Momente, die im Bild festgehalten wurden. Die Straßenbahn war eher zufällig dabei.

Ein besonderes Bilddokument entstand in dieser Zeit auf der Hüttenstraße. Der aus Welper kommende, aus Verbandswagen gebildete Straßenbahnzug muss in Höhe der ehemaligen Betriebshofseinfahrt warten, bis das Fahrwerk eines Baukrans vom Lastwagen auf die bereits vorbereiteten Gleise umgesetzt werden kann. Während der Bauzeit der drei Neubauten an der Hüttenstraße 21, 23 und 25 wurde die Straße halbseitig gesperrt. Der Straßenbahn blieb kaum eine Fahrzeugbreite, um die Baustelle schadlos zu passieren (Unbekannter Fotograf – Sammlung Stadtarchiv Hattingen).

Ein zufälliger Fund verbirgt sich in der im nachfolgenden Slider gezeigten Mehrbildkarte aus dem Jahr 1953. Unter dem dichten Blattwerk der Bäume in der Bahnhofstraße versteckt sich ein aus Verbandstypen gebildeter Straßenbahnzug (Verlag Heinrich Koch, Essen – Sammlung Ludwig Schönefeld).