STADTSTRECKE

Mit dem Magistratsbeschluss vom Juli 1912 hatte man sowohl die Spurweite der neuen Straßenbahnverbindung (Meterspur), als auch den Streckenverlauf festgelegt. Mit den Planungs- und Bauarbeiten wurde umgehend begonnen.

Auf dem ersten Teilstück der neuen Verbindung sollten bereits vorhandene Trassen genutzt werden: In der Bahnhofstraße zwischen der Endstelle am Hotel Eichholz („Krampen“) war die Strecke der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen bereits doppelgleisig ausgebaut und damit recht leistungsfähig, so auch vor dem Kreishaus (Postkarte ohne Verlagsangabe – Sammlung Ludwig Schönefeld).

Von der Kaiserlichen Post bis zum „Gelinde“, einer schmalen, von der Großen Weiherstraße abzweigenden Gasse lag bereits ein Gleis der Bergischen Kleinbahnen AG. Es konnte auf Basis entsprechender Verträge auch von den Hattinger Kreisbahnen genutzt werden konnte.

NEUBAU AB GELINDE

An der neu eingebauten Weiche Gelinde begann somit die neue, „eigene“ Strecke der Hattinger Kreisbahnen. Sie führte vom Gelinde über den Obermarkt in die Heggerstraße. Auf diesem Teilstück lag das Gleis jeweils auf der rechten Straßenseite.

In Höhe der Einmündung der Welperstraße zweigte die Straßenbahn in die Hüttenstraße ab. Am nördlichen Ende der Hüttenstraße befand sich die Einfahrt zum Betriebshof. Zur Erleichterung der notwendigen Rangierfahrten an der Zufahrt wurde die Strecke in der Hüttenstraße als langgezogene Ausweiche ausgeführt.

Das folgende Postkartenmotiv entstand in den ersten Jahren des Straßenbahnbetriebes in der Heggerstraße. Die eingleisige Streckenführung und die zur Bewältigung der Steigung notwendige, doppelte Fahrleitung sind hier recht gut zu erkennen (Verlag Max Biegel, Elberfeld – Sammlung Ludwig Schönefeld):

PARALLEL ZUR HÜTTE

Auf der anschließenden Brucher Straße (benannt nach dem 1712 als Rittersitz gebauten Haus Bruch und nicht zu verwechseln mit der heutigen Bruchstraße) blieb das Gleis auf der rechten Straßenseite. Dabei musste die Straßenbahn auf dem Weg von der Hüttenstraße zur Kreuzung mit der Werksbahn am Sprockhöveler Bach ein erhebliches Gefälle bewältigen. Die Fahrgäste hatten derweil einen guten Blick auf die Anlagen der Hütte (Postkarte ohne Verlagsangabe – Sammlung Ludwig Schönefeld).

Kurz hinter der Hüttenziegelei („Steinfabrik“) und dem zu diesem Zeitpunkt als Betriebskindergarten genutzten Haus Bruch erreichte die Strecke das Torhaus der Henrichshütte.

PROBEFAHRTEN IM WINTER

Das Beitragsbild zu diesem Kapitel zeigt Triebwagen 244 anlässlich einer der ersten Probefahrten im Winter 1913/14 auf der neuen Strecke (Sammlung Wilfried Ruthmann / Sammlung Heimatverein Hattingen). Im Hintergrund ist das Stahlgerüst des 1913 neu gebauten Hochofen I der Henrichshütte zu erkennen (noch ohne Schacht), dahinter der Hochofen II aus dem Jahr 1906. Er erhielt 1913 eine neue elektrische Ausrüstung.

Das Liniensignal „8“ wurde ebenso wie das Zielschild „Hattingen“ im Planverkehr zwischen 1914 und 1919 nicht verwendet: Die Hattinger Linie fuhr ohne Liniennummer und mit dem Zielschild „Blankenstein“. Die Aufklärung dieser Dissonanz ist erst in der Ausschnittvergrößerung zu erkennen. Triebwagen 244 wurde an anderer Stelle fotografiert und sehr geschickt in das Bild eingesetzt. Zu erkennen ist die Manipulation an den Kanten des Straßenbahnwagens, an dem manuell nachgezogenen Oberleitungsmasten und vor allem am zum Zeitpunkt der Fotografie noch nicht installierten Fahrdraht.