Die Erholung der Wirtschaft beflügelte den lang diskutierten Plan, von der Henrichshütte eine Verbindung in die zum Landkreis Hattingen gehörende Gemeinde Stiepel herzustellen – mit einem Streckenast zur Zeche Carl-Friedrich an der Gemeindegrenze nach Weitmar und einem Streckenast zum beliebten Ausflugslokal „Zur schönen Aussicht“.
In den politischen Gremien der Gemeinde Stiepel gab es dazu bereits 1911 erste Initiativen. Nachdem zunächst eine Linienführung über die Brückstraße (Am Vahrenholt) zur Kosterbrücke favorisiert wurde, reifte im September 1913 der Plan, die Finkenstraße (1929 umbenannt in Kosterstraße) für den Bau der Straßenbahn neu anzulegen.
Im Juli 1914 wurde das Projekt in der Gemeindevertretung beschlossen. Der Krieg verhinderte eine zügige Umsetzung. Erst im Mai 1922 konnten erste Rodungsarbeiten für die Trasse der neuen Finkenstraße angegangen werden.
BAUBEGINN 1922
Ausgangspunkt der neuen Strecke war die Henrichshütte in Welper. Das Streckengleis verlief auf der nördlichen Straßenseite. Dort verblieb es auch nach Unterführung der Kreuzung mit der Bahnstrecke von Welper nach Blankenstein.
In Höhe des Gasthauses „An der Kost“ wurde die Kosterbrücke erreicht. Auf der Nordseite der Brücke führte die Strecke weiter auf der linken, westlichen Straßenseite bis in das Zentrum von Stiepel.
Die nachfolgende Postkarte zeigt das Gasthaus und die Brücke im Jahr 1958. Seit der Eröffnung der Straßenbahnstrecke hat sich an dieser Stelle kaum etwas verändert (Verlag Max Biegel, Wuppertal – Sammlung Ludwig Schönefeld).

Die Besetzung des Ruhrgebiets und die Inflation führten bald schon zur Einstellung der Arbeiten. Die Menschen in Stiepel mussten auf ihre Straßenbahn warten. Erst Anfang 1926 wurde mit dem Bau der Strecke begonnen.
Das Beitragsbild aus der Sammlung des Bochumer Stadtarchivs (Bochumer Zentrum für Zeitgeschichte) wurde nach der Einführung des Gemeinschaftsverkehrs der Hattinger Kreisbahnen und der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG, der im nächsten Kapitel beschrieben wird, aufgenommen. Es entstand in Höhe des Friedhofes in der Wiemelhauser Straße. Der auf der Linie II eingesetzte Triebwagen gehört zu einer 1927 direkt an die Hattinger Kreisbahnen gelieferten Kleinserie (Triebwagen 10 oder 11 – erkennbar am Tonnendach).
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