BOGESTRA 1900 – 1949

Die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG (BOGESTRA) ist bis heute in Hattingen unterwegs. Ihr Wagenpark war über viele Jahrzehnte der vielfältigste in Hattingen.

WEYER-WAGEN

Die relativ späte Eröffnung der ersten Straßenbahnstrecke in Hattingen – in Bochum wurde die erste Linie bereits im November 1894 durch Siemens & Halske in Betrieb genommen – brachte es mit sich, dass die anfangs in Bochum eingesetzten Siemens-Triebwagen mit offenen Plattformen in Hattingen nicht zum Einsatz kamen.

In Hattingen begann das Straßenbahnzeitalter mit den in den Jahren 1900 und 1901 von der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen in großen Stückzahl beschafften „Weyer-Wagen“ (Triebwagen 58 und 59, 76 bis 102 und 120 bis 150). Ihr Hersteller war die Waggonfabrik Weyer & Cie. in Düsseldorf. Die eleganten Fahrzeuge hatten bereits geschlossene Führerstände. Das war zu der damaligen Zeit für die Arbeitsbedingungen der Straßenbahnfahrer ein großer Fortschritt.

Zu den Triebwagen gab es auch passende Beiwagen (Beiwagen 251 bis 266, 296 und 297). Anders als bei den Triebwagen blieben die Plattformen bei den Anhängern offen. Ob die Beiwagen auch in Hattingen eingesetzt wurden, konnte bislang nicht geklärt werden. Zeitgenössische Fotos, die einen frühen Beiwagenbetrieb in Hattingen belegen könnten, sind bislang in den Archiven und Sammlungen nicht aufgetaucht.

Das Beitragsbild (Siemens Historical Institute) zeigt den 1901 von Weyer & Co. gelieferten Triebwagen 145 auf freier Strecke. Aufgenommen wurde das Foto vermutlich vis-à-vis vom Straßenbahnbetriebshof Weitmar, wo die letzten Wagen der Serie stationiert worden waren.

VERSTÄRKUNG

1905 wurde im Bochumer Netz der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen die Neubaustrecke nach Wiemelhausen eröffnet. Zugleich stellte sich heraus, dass eine Erhöhung der Kapazität auf der Strecke von Bochum nach Hattingen, auf der 1907 bereits 2.331.254 Fahrgäste befördert wurden, dringend notwendig sein würde.

Vor diesem Hintergrund platzierte die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG bei der Waggonfabrik Weyer & Cie. eine weitere Bestellung nach dem Baumuster der bewährten Triebwagen aus den Jahren 1900 und 1901.

1908 wurden die 13 Neubaufahrzeuge unter den Nummern 151 bis 163 ausgeliefert. Sie kamen in den folgenden Jahren bevorzugt auf den Linien 2 (Herne – Bochum / Hattingen) und 8 (Herne – Hattingen) zum Einsatz. Von der ersten Serie unterschieden sich die neuen Wagen vor allem durch die geänderte Fensterteilung.

Das nachfolgende Bild, eine Ausschnittvergrößerung einer vermutlich in der Fahrplanperiode 1912/13 entstandenen Postkarte zeigt Triebwagen 156 in der Hattinger Bahnhofstraße (Verlag Wilhelm Fülle, Barmen (Ausschnitt) – Sammlung Hans-Dieter Pöppe).

UERDINGER-WAGEN

In den Jahren 1912 und 1913 kam eine große Serie von Trieb- und Beiwagen, die die Waggonfabrik Uerdingen lieferte, bei der BOGESTRA in Fahrt (Triebwagen 170 bis 209 und 222 bis 251). Auch zu diesen Wagen wurden in zwei Bauserien passende Beiwagen beschafft (Beiwagen 350 bis 383).

Nach dem Vorbild der Uerdinger-Triebwagen lieferten die Dortmunder Union und die Mainzer Waggonfabrik Gastell drei weitere Serien (Union: Triebwagen 201 bis 221, Gastell: Triebwagen 252 bis 267 sowie Triebwagen 501 bis 530). Die zu diesen Triebwagen von der Waggonfabrik Gastell gelieferten Beiwagen (Beiwagen 272 bis 320) unterschieden sich von ihren Vorgängern durch einen dreifenstrigen Wagenkasten.

GASTELL-WAGEN

Nachdem mit der Eirıführung der Reichsmark im August 1924 stabile Verhältnisse einkehren, wurde der Wagenpark ein weiteres Mal um neue und moderne Fahrzeuge ergänzt (Triebwagen 531 bis 546 und Beiwagen 384 bis 393 sowie 416 bis 435). Ihre erste Stammlinie war die Linie nach Hattingen.

CREDE-WAGEN

1942 wurde die letzte Vorkriegs-Fahrzeugserie von der Waggonfabrik Credé an die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG ausgeliefert (Triebwagen 550 bis 559). Die neuen Wagen wurden auf den besonders prestigesträchtigen Linien eingesetzt, darunter auf der Linie 8 zwischen Herne und Hattingen sowie auf der Linie 2 und der Schnellverkehrslinie 22 zwischen Bochum und Gelsenkirchen.

Drei weitere bauartgleiche Triebwagen und einige „Reservefahrgestelle“ lieferte Credé aufgrund der Kriegsereignisse 1949 nach (Triebwagen 92 bis 94).

FUCHS-WAGEN

Um nach dem Kriegsende den dringend benötigten Fahrzeugbedarf zu decken, beschaffte die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG bei der Waggonfabrik Fuchs in Heidelberg die sogenannten Kriegsstraßenbahnwagen (KSW – Triebwagen 95 bis 109, Beiwagen 300 bis 336). Die letzten Triebwagen der aus einfachen Materialien hergestellten und nur wenig Komfort bietenden Fahrzeuge blieben trotz der harten Holzsitze und der unfallträchtigen Schiebetüren bis 1976 als Einsatzwagen im Bestand.

AUFBAUWAGEN

Den „Fuchs-Wagen“ folgten 1948/49 die sogenannten „Aufbauwagen“. Die Benennung bezog sich darauf, dass die Hersteller – die Düsseldorfer Waggonfabrik Düwag und die Westdeutschen Waggonfabriken in Köln (Westwaggon) – für diesen Wagentyp noch brauchbare Teile von im Krieg beschädigen Fahrzeugen verwendeten.

Bei der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG wurden die neuen Wagenkästen auf Gastell- und Credé-Fahrgestelle aufgesetzt. Die 13 Triebwagen (Triebwagen 110 bis 122) wurden vor allem im Bochumer Netz eingesetzt, gerne auch auf der Linie 8.