KREISBAHNEN

Die Grundausstattung der für den Betrieb der Hattinger Kreisbahnen notwendigen Straßenbahnwagen wurde von der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG beschafft. Sie erhielten die Betriebsnummern 242 bis 251. In den Büchern des Landkreises Hattingen wurden sie mit den Nummern 1 bis 10 bezeichnet.

Die Fahrzeuge stammten aus dem 1913 gelieferten letzten Los einer ab 1912 bei der Actien-Gesellschaft Düsseldorfer Eisenbahnbedarf (vormals Weyer & Co., genannt „Düsseldorfer Waggonfabrik“) und der Waggonfabrik Uerdingen gebauten Großserie von insgesamt 70 Triebwagen für das Bochumer und das Gelsenkirchener Straßenbahnnetz.

Die für den Landkreis Hattingen beschafften Fahrzeuge mit den Betriebsnummern 242 bis 251 waren mit einem stärken Fahrwerk, einer besseren Federung und stärkeren Motoren des Typs DU 531 e der Siemens-Schuckertwerke (SSW) mit 37 Kilowatt Leistung ausgerüstet. Die Steuerung aller Wagen erfolgte über Siemens Schleifring-Fahrschalter des Typs OW.

Die 9,6 Meter langen und zwei Meter breiten Fahrzeuge waren nach neuesten Erkenntnissen konstruiert. Die modernen Wagenkästen boten 22 Fahrgästen Sitzplätze, die in Abteilform angeordnet waren. Außerdem standen 44 Stehplätze zur Verfügung.

Auf dem Beitragsbild sehen wir Triebwagen 242 in den ersten Betriebstagen an der Endstelle in Blankenstein (Unbekannter Postkartenverlag – Sammlung Peter Grothe – Sammlung Heimatverein Blankenstein e.V.).

IM EIGENBETRIEB

Im Zusammenhang mit der Übernahme der Betriebsführung durch den Landkreis Hattingen wurden die Fahrzeugnummern 1 bis 10 vom Betriebsdienst übernommen. Das anfangs zweifarbige Erscheinungsbild wurde im Laufe des Jahres 1920 durch eine einfarbige Lackierung abgelöst. An den Längsträgern des Wagenkastens wurde der Schriftzug „HATTINGER – KREISBAHNEN“ angebracht. Die Wagennummern wurden sowohl an der Seite als auch über den Stirnfenstern angeschrieben.

Zur Erhöhung der Verkehrssicherheit erhielten alle Triebwagen der Hattinger Kreisbahnen einen umlaufenden Unterfahrschutz. Bei der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG waren nur wenige Trieb- und Beiwagen entsprechend ausgestattet.

VERKAUF NACH SAARBRÜCKEN

Nach der Verpachtung der Hattinger Kreisbahnen an die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG im September 1933 wurden die Hattinger Triebwagen freizügig im Bochumer Straßenbahnnetz eingesetzt. Sie blieben jedoch im Eigentum des Ennepe-Ruhr-Kreises, der 1929 aus dem Landkreis Hattingen hervorgegangen war.

Als sich der Kreis 1937 von den Hattinger Kreisbahnen trennte, wurde der Fahrzeugpark zum Verkauf angeboten. Die Triebwagen 1 bis 8 fanden in Saarbrücken eine neue Heimat. Dort wurden die „Hattinger“ von der Waggonfabrik de Dietrich technisch ertüchtigt und umgebaut. Sie erhielten neue Fronten und ein Schleppdach. Allein der umlaufende Unterfahrschutz wies später noch auf die Hattinger Vergangenheit hin. Vier Fahrzeuge gingen im Zweiten Weltkrieg verloren. Die übrigen Triebwagen waren noch bis in die 1960er-Jahre in Saarbrücken im Einsatz.

Triebwagen 9 der Hattinger Kreisbahn gelangte 1937 zur Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen, die ihn als Triebwagen 242 (II) vom Betriebshof Witten aus einsetzte. Triebwagen 10 erlitt 1927 einen Totalschaden und wurde zerlegt.

KLEINSERIEN

Als Ergänzung zu den aus Bochum übernommenen Triebwagen beschafften die Hattinger Kreisbahnen in den Jahren 1927 und 1928 jeweils zwei neue Triebwagen. Sie wurden von der Waggonfabrik Gastell in Mainz gebaut und unter den Wagennummern 10 (II) und 11 – Triebwagen 10 (I) hatte 1927 einen Totalschaden erlitten – sowie 41 und 42 in den Wagenpark eingereiht.

Die 1927 gelieferten Triebwagen 10 und 11 wurden von der Waggonfabrik Gastell in Mainz gebaut. Die Nummer 10 war wieder frei geworden, nachdem der 1913 gebaute Triebwagen 10 einen Totalschaden erlitten hatte. Sie entsprachen bis auf das Tonnendach den Fahrzeugen, die die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen 1922 bei der Waggonfabrik Gastell bestellt hatte.

Die 1928 ausgelieferten Triebwagen 41 und 42 erhielten abweichend von allen zuvor für die Hattinger Kreisbahnen gelieferten Fahrzeugen ein Schleppdach.

Im Fahrgastraum der neuen Fahrzeuge standen 22 Sitz- und drei Stehplätze sowie weitere 20 Stehplätze auf den Plattformen zur Verfügung. Die beiden, im Abstand von 3,2 Metern angeordneten Achsen wurden bei den Wagen 10 und 11 von Motoren des SSW-Typs Ds 531 e, bei den Wagen 41 und 42 von Bergmann-Motoren des Typs SL 50 m angetrieben. Als Fahrschalter fand der Typ OF 5 Verwendung.

Zum Jahreswechsel 1937 wurden die vier Triebwagen an die Bochum Gelsenkirchener Straßenbahnen AG verkauft und unter den Nummer 497 bis 500 in den Wagenpark eingereiht.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Bergmann-Motoren der Triebwagen 499 und 500 gegen Motore des Typs Du 531 e ausgewechselt. 1951 erfolgte dann entsprechend den Motorentypen die Umnummerierung in 159 und 160 sowie 148 und 149.

Triebwagen 160 wurde 1953 einer Grundüberholung unterzogen. Er erhielt dabei einen neuen Aufbau, neue Motoren und Fahrschalter. Die Triebwagen in Ursprungsausführung wurden bis 1963 ausgemustert. Triebwagen 160 wurde bis Oktober 1968 eingesetzt und dann als Studienobjekt an die Ruhr-Universität verkauft. Im Dezember 1970 wurde das Fahrzeug als letzter Triebwagen der Hattinger Kreisbahnen verschrottet.

BEIWAGEN

Zu den 1927 und 1928 gekauften Triebwagen beschafften die Hattinger Kreisbahnen bei der Waggonfabrik Gastell vier Beiwagen. Zwei Fahrzeuge wurden 1927, zwei weitere 1928 geliefert. Sie entsprachen der Musterzeichnung der 1925 von der Waggonfabrik Gastell für die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG gelieferten Beiwagen 325 bis 344.

Mit der Übernahme der Hattinger Kreisbahnen gelangten die vier Beiwagen 1937 ebenfalls nach Bochum, wo sie die Nummern 300 bis 303 erhielten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden sie mehrmals neu nummeriert, bis sie 1951 endgültig als Beiwagen 362 bis 365 in den Wagenpark aufgenommen wurden. Bis zum Oktober 1961 wurden sie ausgemustert.

ARBEITSFAHRZEUGE

Zum Betriebsbestand gehörten neben Trieb- und Beiwagen für den Personenverkehr auch drei offene Loren, zu denen es allerdings in den Aufzeichnungen der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG und in der Fachliteratur keine weiteren Angaben gibt.