Die Aufforderung des Generalkommandos des 7. Armeekorps in Münster an die im Industrie- und Handelskammerbezirk Essen tätigen Industrieunternehmen, Bergwerke und Verkehrsunternehmen vom 5. Januar 1917, die Möglichkeit von Güterverkehren über die Straßenbahnnetze zu erörtern, erreichte auch die Hattinger Kreisbahnen.
Anders als die benachbarte Westfälische Straßenbahn GmbH, die bereits sehr früh Güterverkehre durchführte, gab es dafür im Netz der Hattinger Kreisbahnen zunächst keine Gelegenheiten. Allerdings hatte auch sie nach einem 4. Januar 1917 ergangenen Erlass des Regierungspräsidenten die Genehmigung, bis zum 10. Januar 1926 Güterverkehre durchzuführen.
Auf dieser Basis wurde 1920 ein Kohletransport auf Probe durchgeführt. Dafür hatte die Henrichshütte auf eigene Kosten und ohne landespolizeiliche Genehmigung ein erstes Anschlussgleis vom Streckengleis der Hattinger Kreisbahnen in Höhe der Steinfabrik angelegt. Über dieses Gleis wurden mit Fahrzeugen der Westfälischen Straßenbahn über den Jahreswechsel 1920/21 in Summe 502 Tonnen Kohle von der Zeche Lothringen I/II in Gerthe zur Henrichshütte gefahren, davon 385 Tonnen im Jahr 1920.
1921 wurde das Anschlussgleis entfernt. Die Henrichshütte entschuldigte sich bei der Aufsichtsbehörde, den Probebetrieb ohne Genehmigung durchgeführt zu haben.
Leider gibt es von den Kohletransporten der Henrichshütte kein zeitgenössisches Foto. Ersatzweise zeige ich deshalb hier als Beitragsbild ein Panorama der Hütte, aufgenommen Anfang der 1920er-Jahre für ein Postkartenmotiv (Verlag Hermann Lorch, Dortmund – Sammlung Ludwig Schönefeld). In der Bildmitte ist die Kohlenseilbahn zu den Übertageanlagen der Zeche Friedlicher Nachbar in Bochum-Linden zu erkennen. Etwas weiter rechts befindet sich der Höhenzug von Bochum-Sundern.