ENNEPE RUHR

Zwischen Hattingen und Schwelm gab es in der Nachkriegszeit über viele Jahre die Omnibuslinie 15. Sie wurde von der Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr (VER) betrieben, die 1965 aus der Straßenbahngesellschaft Ennepetal mbH, der ehemaligen Straßenbahngesellschaft Gevelsberg – Milspe – Voerde, hervorgegangen war.

GEVELSBERG – MILSPE – VOERDE

Die Straßenbahngesellschaft Gevelsberg – Milspe – Voerde hatte am 24. Februar 1907 die namensgebende Straßenbahnstrecke eröffnet. Am 19. Mai 1909 wurde eine weitere Strecke von Gevelsberg nach Haßlinghausen Kirche in Betrieb genommen. Sie hatte dort Anschluss an die am 16. Dezember 1908 durch die Barmer Straßenbahn betriebene normalspurige Verbindung nach Wichlinghausen und Barmen.

Während eine Weiterführung der meterspurigen Straßenbahn von Haßlinghausen über Sprockhövel nach Hattingen nicht in Betracht gezogen wurde, verlängerte die Barmer Straßenbahn ihre Strecke am 1. Oktober 1911 nach Hiddinghausen. Geplant war, die Verbindung von dort nach Bommern weiterzuführen: mit Anschluss an die später in der Westfälischen Straßenbahn GmbH aufgegangenen Märkischen Straßenbahn Witten.

AUFGABE DES STRASSENBAHNBETRIEBS

Die Straßenbahngesellschaft Ennepetal mbH, von der wir oben einen Fahrschein aus dem Jahr 1952 sehen (Sammlung Wolfgang Hilger / Sammlung Ludwig Schönefeld), gab den Straßenbahnverkehr am 31. März 1956 auf. Hintergrund war eine dringend notwendige Erneuerung der Gleisanlage, in die seit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs kaum noch investiert worden war. In Anbetracht des in den 1950er-Jahren enorm gestiegenen Individualverkehrs, insbesondere im Bereich der Bundesstraße 7, war für die Politik eine Umstellung der Straßenbahn auf Omnibusse die einzig denkbare Alternative.

Auch die benachbarten Verkehrsbetriebe aus Wuppertal und Hagen zogen ihre Straßenbahnlinien aus dem Raum Raum Gevelsberg zurück.

Am 31. August 1958 wurde die Linie 2 der Wuppertaler Stadtwerke zwischen Hottenstein in Wuppertal, Haßlinghausen und Hiddinghausen eingestellt.

Die Hagener Straßenbahn hatte am 12. April 1900 eine Verbindung von Hagen über Haspe nach Gevelsberg hergestellt. Vom 1. Mai 1903 an betrieb die Kleinbahn Voerde – Haspe GmbH eine zweite Verbindung von Haspe durch das Hasperbachtal nach Voerde. Auch hier bestand seit 1907 eine Übergangsmöglichkeit zur Enneptaler Straßenbahn. Die spätere Linie 3 von Emst nach Gevelsberg hatte die Hagener Straßenbahn AG bereits am 26. Juli 1953 auf den Omnibusbetrieb umgestellt. Die Linie 11 von Haspe über Voerde nach Breckerfeld folgte am 6. März 1963.

ZWEI ERHALTENE TRIEBWAGEN

Die noch betriebsfähigen Fahrzeuge der Ennepetaler Straßenbahn konnten an die Wuppertaler Stadtwerke verkauft werden. Die 1928/29 von der Waggonfabrik Uerdingen gelieferten Triebwagen 15 und 16 wurden 1970 an den neu gegründeten Verein Bergische Museumsbahnen e.V. (BMB) verkauft. Triebwagen 15 wurde inzwischen an die VER zurückgegeben. Als hervorragend restauriertes Exponat schmückt er den 1995 eröffneten Neubau der VER-Verwaltung „Am Wuppermannshof“. Triebwagen 16 befindet sich weiterhin bei der BMB und wartet dort auf eine Aufarbeitung.

Die Bildfolge vermittelt einige Impressionen vom Straßenbahnverkehr südlich von Hattingen. Auf dem Beitragsbild (Postkarte ohne Verlagsangabe – Sammlung Ludwig Schönefeld) sehen wir die Triebwagen 15 und 14 (Waggonfabrik Uerdingen 1927/28) der Ennepetaler Straßenbahn auf einer 1938 gelaufenen Postkarte an der Zentralhaltestelle vor dem „Handelshof“ in Gevelsberg.

  • Der Abzweig Nirgena in Gevelsberg, etwa 1910. Im Hintergrund verläuft die Hagener Strecke.
    Verlag Max Biegel, Elberfeld - Sammlung Ludwig Schönefeld