Zum Zeitpunkt der Eröffnung der Verbindung von Bochum nach Hattingen gab es bei der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG keine Liniennummern. Das jeweilige Fahrtziel wurde an den Stirnseite der Wagen angezeigt.
Das änderte sich 1908, nachdem das Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk (RWE) für 7,5 Millionen Mark 73 Prozent der Aktien der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG erworben hatte und Hugo Stinnes zum Aufsichtsratsvorsitzenden bestellt worden war.
Seine Vision war ein gemeinschaftlich unter dem Dach des RWE organisierter Straßenbahnbetrieb für das gesamte Ruhrgebiet, in dem jeder Straßenbahnlinie eine eindeutig identifizierbare Liniennummer zugeordnet werden sollte.
VON DER 17 ZUR LINIE 8
Die Verbindung von Bochum nach Hattingen sollte anfangs die Liniennummer 17 erhalten. Für die Pendellinie von Linden nach Dahlhausen war die Liniennummer 7 vorgesehen.
Während die Liniennummer 7 tatsächlich ab 1908 als Bezeichnung für die Linie nach Dahlhausen verwendet wurde, teilte die Verwaltung der Straßenbahn der Linie von Bochum nach Hattingen die Nummer 8 zu.
NACH HERNE MIT DER LINIE 2
Als die neuen Liniennummern vergeben wurden, gehörten die Verbindung von Bochum nach Hattingen mit 2.331.254 Personen und die Verbindung von Bochum nach Herne mit 1.699.576 beförderten Personen nach einer im Jahr 1907 geführten Statistik zu den am stärksten frequentierten Strecken im Bochumer Netz. Am Bahnhof Bochum-Süd führte das zu erheblichem Umsteigeverkehr. Die rangierenden Straßenbahnzüge der Linien 2 (Bochum – Herne) und 8 (Bochum – Hattingen) blockierten zeitweise die Bahnhofstraße.
Eine gute Lösung wäre bereits bei der Einführung der Liniennummern eine Verbindung beider Linien gewesen. Hindernisse waren die separat zu führenden Bücher für die Linie von Bochum nach Herne, aber auch die begrenzte Zahl leistungsstarker Fahrzeuge.
Nach der Auslieferung der bei der Waggonfabrik Weyer & Cie. bestellten Triebwagen 151 bis 163 standen bis Ende 1908 ausreichend Fahrzeuge zur Verfügung. Sie entsprachen technisch den 1900 und 1901 vom gleichen Hersteller gelieferten Triebwagen 76 bis 102 und 120 bis 150, von denen die zuletzt gelieferten Fahrzeuge bereits für die Strecke nach Hattingen im Betriebshof Weitmar stationiert waren.
Die Weyer-Triebwagen waren mit einer Motorleistung von 2 x 25 Kilowatt stark genug, um mit Anhängern die steigungsreiche Gesamtstrecke von Herne nach Hattingen zu bewältigen. Dagegen hatten die Siemens-Triebwagen aus der Anfangszeit nur eine Motorleistung von 2 x 12,5 Kilowatt. Sie eigneten sich somit nur für flache Strecken.
Einem Zusammenschluss der Linien stand damit ab Ende 1908 nichts mehr entgegen. Mit Inkrafttreten des Sommerfahrplans am 1. Mai 1909 wurde die durchgehende Verbindung von Herne nach Hattingen geschaffen. Die Liniennummer 8 entfiel (Märkischer Sprecher – Ausgabe vom 27. April 1909).
Das Beitragsbild zeigt den Triebwagen 153 im Jahr 1909 zwischen der Hattinger Sparkasse und dem damals von Fritz Müller betriebenen Bahnhofshotel. Im Vordergrund erkennen wir die Strecke der Bergischen Kleinbahnen zum Hattinger Bahnhof. Links das Straßenschild und ein weiteres Schild, das mit der Aufschrift „15 km“ vermutlich die Entfernung nach Bochum anzeigt (Niem´s Postkartenverlag, Elberfeld – Sammlung Hans-Dieter Pöppe).
Auf der nachfolgend als Slider gezeigten Postkarte führt der 1901 gebaute Weyer-Triebwagen 148 bei der Abfahrt nach Herne einen vierfenstrigen Beiwagen aus der Anfangszeit der Straßenbahn mit. Diese Anhänger wurden zwischen 1895 und 1897 von Siemens & Halske bei den Waggonfabriken Herbrand, Hofmann und Stoll für das Bochumer Netz beschafft (Verlag Josef Berg, Hattingen – Sammlung Hans-Dieter Pöppe). Rechts ist mit scharfem Auge hinter dem auf dem linken Gleis nach Herne abfahrenden Straßenbahnzug auf dem rechten Gleis ein weiterer Straßenbahnzug an der Hattinger Endstelle zu erkennen.