Triebwagen 531 gehörte zu einer aus zehn Triebwagen und insgesamt dreißig Beiwagen bestehenden Lieferung der Mainzer Waggonfabrik Gastell an die Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG. In den Jahren 1927 und 1928 wurden die Fahrzeuge ausgeliefert. Die Triebwagen erhielten die Nummern 531 bis 546, Beiwagen die Nummern 384 bis 393 und 416 bis 435.
Die Fahrzeuge gehörten zu einer gemeinsam mit der Essener Straßenbahn bestellten Großserie: Essen erhielt zwanzig Triebwagen in gleicher Ausstattung (Triebwagen 901 bis 920), fünf weitere Triebwagen mit einem zusätzlichen Mitteleinstieg (Triebwagen 871 bis 875) sowie vierzig Beiwagen ohne Mitteleinstieg (Beiwagen 301 bis 340).
Die eleganten Triebwagen waren sowohl in Essen als auch bei der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG die letzten mit einem Holzaufbau gelieferten Fahrzeuge. Anders als die zuvor gelieferten Serien wiesen die Trieb- und Beiwagen jedoch keine großen Unterschiede auf. Diesem Umstand ist zu verdanken, dass in der Straßenbahnwerkstatt Bochum-Weitmar insgesamt zehn Beiwagen zu Triebwagen umgebaut werden konnten: sechs davon bereits in der Vorkriegszeit. Unter den später umgebauten Beiwagen befand sich auch der langjährige Lehrtriebwagen 186.
DREIWAGENZÜGE NACH HATTINGEN
Die Motoren und Bremsen der neuen Triebwagen hatte man speziell für die Anforderungen auf der Linie 8 ausgelegt. Ziel war es, Dreiwagenzüge aus einem Trieb- und zwei Beiwagen zu bilden. Die überzähligen Beiwagen sollten ältere Triebwagen ergänzen.
Einen typischen Dreiwagenzug der Linie 8 zeigt das vermutlich vor dem Schlosspark in Weitmar aufgenommene Beitragsbild aus dem Jahr 1934.
STIMMEN AUS DEM ÄTHER
Hinsichtlich der elektrischen Ausstattung wurde mit den Gastell-Wagen anfangs viel experimentiert. So kamen unterschiedliche Motoren und Fahrschalter zum Einbau.
Eine technische Innovation war die Lautsprecheranlage im Triebwagen 532. Auf dem nachfolgenden Bild sehen wir das Fahrzeug im fabrikneuen Zustand mit einem passenden Beiwagen. Das Foto entstand vermutlich auf einer 1927 ausgerichteten regionalen Leistungsschau der öffentlichen Verkehrsbetriebe (BOGESTRA-Fotosammlung).
Bei den ersten Fahrten im Linieneinsatz kam es zu einem anfangs nicht erklärbaren Phänomen, an das sich ältere Straßenbahnfahrer in den 1980er-Jahren noch gut erinnerten: Auf der Hattinger Ruhrbrücke hörte man plötzlich Stimmen aus den Lautsprechern.
Die Ursache war in der damals noch recht überschaubaren Welt schnell gefunden. Auf der Brücke empfing die Lautsprecheranlage das Hörfunkprogramm der Westdeutschen Rundfunk AG. Ausgestrahlt wurde es von der am 15. Januar 1927 in Betrieb genommenen Mittelwellen-Sendeanlage Langenberg.
Auf der folgenden Postkarte sehen wir die Anlage auf dem Langenberger Hordtberg im Jahr 1929 (Verlag J. Wennekamp, Langenberg – Sammlung Ludwig Schönefeld). Sie bestand zum damaligen Zeitpunkt aus zwei Sendemasten, zwischen denen in 100 Metern Höhe eine sogenannte „T-Antenne“ befestigt war. Der Sender war damals der stärkste Rundfunksender in ganz Europa. Dem starken Hörfunksignal konnte die Abschirmung der Lautsprecher in der Straßenbahn nichts entgegensetzen.