Ab 1957 wurden die Zweiachser-Züge auf der „8“ durch moderne sechsachsige Gelenkwagen abgelöst. Sie prägten den Fahrzeugeinsatz bis zur Einführung des Stadtbahnwagens Typ M Ende der 1970er-Jahre.
Etwa zeitgleich, in den Jahren 1956 und 1957, wurde im Bereich der Henrichshütte, südlich von der unübersichtlichen und zunehmend unfallträchtigen alten Brucher Straße, eine neue Straße für den Individualverkehr und für die Straßenbahn angelegt.
Die neue Brucher Straße veränderte den Stadtteil nachhaltig. Das historische Haus Bruch und dessen in Teilen erhaltene Parkanlage wurde einem Parkplatz für die Beschäftigten der Hütte und einer neuen Toranlage für den zunehmend auf der Straße abgewickelten Schwerverkehr auf der Straße geopfert (Unbekannter Postkartenverlag – Sammlung Stadtarchiv Hattingen).
EINGLEISIG NEBEN DER STRASSE
Die Trasse der Straßenbahn wurde aus der Hüttenstraße kommend eingleisig auf der Nordseite der neuen Brucher Straße bis zur Henrichshütte geführt. In Höhe des historischen Torhauses, das 1962 von einem modernen Verwaltungsgebäude abgelöst wurde, wurde die Ausweiche und Umsteigehaltestelle „Henrichshütte“ angelegt.
Die Gleisanlagen der Umsteigehaltestelle wurden ausreichend dimensioniert, um sowohl die Kreuzung der Linienwagen auf der „8“ als auch eine Verstärkung durch Einsatzwagen zu ermöglichen. Für kurze Zeit, bis zum 1. Februar 1960, wurde die Haltestelle darüber hinaus von der Linie 15 genutzt, die die Verbindung von der Henrichshütte nach Stiepel herstellte.
Das oben abgebildete Bild von Friedel Tholl befindet sich in der Sammlung des Stadtarchivs Hattingen. Es zeigt die erst wenige Jahre alten Triebwagen 279 und 277 (Düwag 1957) an der Henrichshütte. Interessant ist, dass hier gegen die ansonsten übliche Regel des Rechtsverkehrs gekreuzt wurde. Der linke Wagen fährt nach Blankenstein, der rechte Wagen ist auf dem Weg nach Recklinghausen.
Für die Reihenfolge von Linien- und Einsatzwagen gab es vermutlich keine besonderen Regelungen: Historische Fotos dokumentieren sowohl Fahrten vor als auch hinter den Linienwagen.
Der Ausbau des letzten Teilstücks der Brucher Straße und der Anschluss der Neubaustrecke an die Hüttenstraße wurde Anfang der 1960er-Jahre fertiggestellt. Später erhielt der gesamte Straßenzug den Namen „Hüttenstraße“.
Das Titelbild dokumentiert den 1968 abgeschlossenen Ausbau der Hüttenstraße. Aufgenommen wurde es von einem Hochhaus, das Mitte der 1960er-Jahre im Bereich der ehemaligen Betriebshofseinfahrt errichtet worden war. In der Panoramaansicht der Henrichshütte sind auch das neue Verwaltungsgebäude und die großzügig angelegte Brucher Straße zu erkennen (Foto Wilfried Ruthmann – Sammlung Heimatverein Hattingen/Ruhr e.V.).
Einen Eindruck vom Straßenbahnverkehr in Hattingen in den 1960er-Jahren vermittelt der nachfolgende Slider.