Hattingen war um die Jahrhundertwende nicht nur ein aufstrebendes Industriezentrum. Die reizvolle Lage der Stadt zog an Wochenenden auch viele Ausflügler an die Ruhr, vor allem aus dem benachbarten Linden und aus Bochum.
Geschäftstüchtige Wirtsleute hatten erkannt, dass sich das für das Hattinger Wasserkraftwerk angelegte Ruhr-Stauwehr und die benachbarte Schleuse auch gastronomisch und touristisch nutzen ließen.
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand an der Schleuse zunächst ein bescheidenes Haus für den Schleusenwärter. Wenig später wurde für ihn und den Wasserbaumeister ein neues, repräsentativeres Gebäude errichtet.
Nach der Eröffnung der Eisenbahn im Ruhrtal verlor der Schiffsverkehr an Bedeutung. Die Schleuse konnte inzwischen durch die Schiffsleute selbst bedient werden. Den für den Schleusenwärter und den Wasserbaumeister errichteten Gebäude drohte der Leerstand.
Es traf sich gut, dass sich der Louis Koch, Betriebsführer der Zeche St. Mathias in Rauendahl, für das Anwesen interessierte. Er pachtete das Ensemble 1881, baute eine Veranda und eröffnete die Gartenwirtschaft „Villa Bella Riva“.
Vermutlich war diese Initiative nicht sonderlich erfolgreich. Schon bald wurde das Haus nur noch als Wohnhaus genutzt.
ERFOLG IM ZWEITEN ANLAUF
1899 unternahmen neue Wirtsleute und der Hattinger Verschönerungsverein einen neuen Anlauf. Das Gebäude erhielt einen neuen Anbau für die Küche. Im Bereich der erweiterten Veranda wurden Bäume gepflanzt. Für Musikdarbietungen gab es einen Pavillion.
Die Sommerfrische und Erholung suchenden Gäste wurden mit hervorragenden Speisen und einem gut sortierten Getränkeangebot verwöhnt. Wer ein wenig Romantik suchte, konnte ein Ruderboot mieten und sich damit auf der Wasserfläche unterhalb des Wehrs vergnügen.
1913, im „Sommer des Jahrhunderts“ erreichte der Ausflugsverkehr zur Villa Bella Riva den einen letzten Höhepunkt. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs musste der Pächter, Werne Daub, den Gastronomiebetrieb aufgeben.
Die Villa Bella Riva wurde von Henschel & Sohn übernommen und zu einem Wohnhaus umgebaut.
Das Titelbild dieses Kapitels zeigt die „Villa Bella Riva“ in den letzten Betriebsjahren des Restaurants (Verlag Theodor Wiss, Bochum – Sammlung Ludwig Schönefeld). Weitere Eindrücke vom Sommervergnügen an der Ruhr vermitteln die historischen Postkarten der Bildfolge.